Arbeitgeber lehnen Bau-Schlichterspruch ab - Gewerkschaft will streiken

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Berlin (Reuters) - In der Tarifrunde am Bau kommt es zu den ersten bundesweiten Streiks seit 2002.

Die Arbeitgeber erklärten am Freitag, dass sie den Schlichterspruch für die rund 930.000 Beschäftigten von April nicht annehmen. Die Industriegewerkschaft Bauen-Agrar-Umwelt (IG BAU) kündigte daraufhin umgehend Arbeitskämpfe an. "Jetzt wird gestreikt, und das massiv", sagte der IG-BAU-Bundesvorsitzende Robert Feiger. Flächendeckend in ganz Deutschland würden die Bauindustrie und das Baugewerbe bestreikt - große Unternehmen genauso wie kleine Handwerksbetriebe. Die IG BAU selbst hatte dem Spruch von Schlichter Rainer Schlegel schon zugestimmt. Am Freitag um 14.00 Uhr (MESZ) war die Erklärungsfrist für die Arbeitgeber abgelaufen.

"Die Ablehnung des Schlichterspruchs wird den Bauunternehmen noch auf die Füße fallen, denn jetzt kann es nur teurer werden", betonte Feiger. Nun streike man wieder für die ursprüngliche Forderung von 500 Euro mehr im Monat über alle Lohngruppen hinweg. Der Schlichterspruch hatte vorgesehen, dass die Einkommen zum 1. Mai 2024 um 250 Euro pro Monat steigen. Zum 1. April 2025 sollte es eine weitere Erhöhung von 4,15 Prozent im Westen und 4,95 Prozent im Osten geben. Die Ausbildungsvergütung im ersten Lehrjahr sollte in Ost wie West 1080 Euro betragen, die anderen Lehrjahre würden ähnlich angehoben. Die Laufzeit sollte laut Schlichterspruch 24 Monate bis Ende März 2026 betragen.

Die Arbeitgeber erklärten, in ihren Gremien habe es nicht die erforderliche Mehrheit für die Schlichtungsempfehlung gegeben. "Der Schlichterspruch weist leider schwere Mängel auf, die einer Zustimmung entgegenstehen", erklärte Uwe Nostitz, Verhandlungsführer der Arbeitgeber. Zudem sei die Flaute am Bau nicht berücksichtigt. "Diese baukonjunkturelle Realität spiegelt sich leider in dem tendenziell sehr hohen Schlichterspruch nicht wider, wohl aber die Hoffnung auf eine Verbesserung der wirtschaftlichen Situation", sagte Nostitz. "Hoffnung allein rettet aber keine Existenzen in der Krise." Die Arbeitgeber seien weiter verhandlungs- und gesprächsbereit, "um Streiks zu vermeiden und Schaden von der Branche abzuwenden".

Bundesweit gab es nach Angaben der IG BAU zuletzt 2002 Streiks. Regionale Arbeitskämpfe fanden demnach zuletzt 2007 in Niedersachsen und Schleswig-Holstein statt.

(Bericht von Klaus Lauer, redigiert von Kerstin Dörr. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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