Japans Notenbank hält nach Zinserhöhung still - Yen auf Zick-Zack-Kurs

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Tokio/Berlin (Reuters) - Nach der ersten Zinserhöhung seit 17 Jahren im März geht Japans Notenbank trotz der anhaltenden Schwäche des Yen nun erst einmal in Warteposition.

Zentralbankchef Kazuo Ueda machte nach dem Zinsbeschluss am Freitag deutlich, dass der weitere geldpolitische Pfad vom Zustand der Wirtschaft und der Entwicklung der Preise abhänge. All dies werde bei jeder geldpolitischen Sitzung genau unter die Lupe genommen. "Die Geldpolitik zielt nicht direkt auf die Wechselkurse ab", stellte Ueda vor der Presse klar. Die Bank of Japan (BoJ) beließ den Leitzins auf dem seit der Erhöhung vom März geltenden Niveau von 0,0 bis 0,1 Prozent. Zugleich legte sie neue Prognosen vor, wonach die Inflation in den nächsten drei Jahren in der Nähe des Notenbank-Ziels von zwei Prozent bleiben werde. Damit signalisierten die Währungshüter ihre Bereitschaft, die Zinsen im Laufe des Jahres weiter anzuheben.

An einem volatilen Handelstag blieb der Yen zum Dollar in der Nähe seines 34-Jahres-Tiefs, nachdem er zwischenzeitlich Boden gut gemacht hatte. Dieser vorübergehende Kursanstieg versetzte die Händler in höchste Alarmbereitschaft mit Blick auf mögliche Anzeichen einer Intervention. Japans Finanzminister Shunichi Suzuki hatte gesagt, er beobachte die Währungsbewegungen genau und sei bereit, umfassende Maßnahmen zu ergreifen.

Die Schwäche der japanischen Währung sei "ein zweischneidiges Schwert" für die Wirtschaft des Landes, meint NordLB-Analyst Tobias Basse. Einerseits verbessere die Abwertung die preisliche Wettbewerbsfähigkeit der heimischen Unternehmen: "Andererseits befürchtet das Finanzministerium in Tokio offenbar, dass höhere Importpreise die Konsumfreude der privaten Haushalte in Japan regelrecht verhageln könnten."

Die neuen Inflationsprognosen der BoJ gehen für das seit April laufende Fiskaljahr von einer Kerninflation von 2,8 Prozent aus. "Die Prognose macht den Weg für künftige Zinserhöhungen frei, vorausgesetzt natürlich, dass die bisherigen positiven Entwicklungen intakt bleiben", meint Naomi Fink von Nikko AM.

Der landesweite Kern-Verbraucherpreisindex (VPI), der verderbliche Lebensmittel ausschließt, stieg im März um 2,6 Prozent gegenüber dem Vorjahr. Klammert man überdies auch die Energiekosten aus, ergab sich ein Wert von 2,9 Prozent. Es war das erste Mal seit November 2022, dass dieser Index unter drei Prozent fiel. Er wird von der Bank of Japan als wichtiger Indikator für Inflationstrends genau beobachtet.

KURSVERFALL DES YEN IM FOKUS

Die Zentralbank will zudem den Kauf von Staatsanleihen auf der Grundlage des März-Beschlusses im Volumen von monatlich rund sechs Billionen Yen (rund 35,9 Milliarden Euro) fortsetzen. Damit platzten Hoffnungen mancher Händler, dass die BoJ ihre Ankäufe bald zurückfahren könnte, um den Yen-Kurs zu stärken.

Laut Ueda können Wechselkursschwankungen erhebliche Auswirkungen auf die Wirtschaft und die Preise haben. "Wenn die Kursbewegungen des Yen einen Effekt auf die Wirtschaft und die Preise haben, der kaum zu ignorieren wäre, könnte das ein Grund sein, die Geldpolitik anzupassen", fügte der Notenbankchef hinzu.

Im vergangenen Monat hatte die Bank of Japan einen historischen Ausstieg aus ihrem massiven Konjunkturprogramm gewagt und erstmals seit 17 Jahren die Zinsen erhöht. Sie vollzog damit als letzte große Zentralbank weltweit die Zinswende nach oben, während die Fed in den USA und die Europäische Zentralbank (EZB) nach teils aggressiven Erhöhungen schon wieder eine erste Senkung anpeilen.

(Bericht von Leika Kihara, geschrieben von Reinhard Becker, redigiert von Ralf Banser; Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com (für Politik und Konjunktur) oder frankfurt.newsroom@thomsonreuters.com (für Unternehmen und Märkte).)

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