Kolumne von Heiko Böhmer

Wird die Inflation wirklich weiter sinken?

Heiko Böhmer · Uhr
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Das bisherige Standardszenario hat im ersten Quartal die Börsen angetrieben – doch nun tauchen immer mehr Zweifel auf. Bislang gingen die Investoren davon aus, dass eine fallende Inflation zusammen mit einem eher unterdurchschnittlichen Wirtschaftswachstum im weiteren Jahresverlauf auf ein Umfeld von sinkenden Zinsen trifft. Die Inflation in den USA, welche höher ausfiel als erwartet, war hier vor wenigen Tagen ein erstes Beispiel.

Die Preissteigerung im März lag mit 3,5 Prozent im Vergleich zum Vorjahr etwas höher als erwartet. Gut möglich, dass dies ein Vorzeichen für die weitere Entwicklung im Jahresverlauf ist. Nun gibt es weitere Indikatoren, auf die man genauer schauen kann. Eine wichtige Stimmungsumfrage ist die hier an dieser Stelle häufig aufgegriffene globale Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Nun liegen die Ergebnisse für den April vor und die waren zum Teil wirklich überraschend.

Marktrisiken

In jeder Umfrage werden die globalen Fondsmanager nach ihrer Einschätzung für die größten Marktrisiken befragt. Und mit einer wieder steigenden Inflation taucht ein alter Bekannter auf der Spitzenposition auf. Immerhin 41 Prozent sehen das höhere Preisniveau als größtes Marktrisiko an. Auf Platz zwei folgt dann schon die Geopolitik mit einem Wert von 24 Prozent. Da die Umfrage aber schon vor der Eskalation zwischen Israel und dem Iran durchgeführt worden ist, wäre der Wert in diesen Tagen sicherlich noch höher.

Zinsentwicklung

Wie viele Zinssenkungen kommen noch in diesem Jahr? Auf die Frage lieferte die Fondsmanager-Umfrage eine Antwort. Immerhin 46 Prozent erwarten in diesem Jahr noch zwei Zinsschritte. Für 27 Prozent der Befragten sind sogar drei Zinsschritte möglich. Nur 8 Prozent halten jedoch keine Zinsschritte für realistisch. Im Vergleich zum Jahresbeginn hat sich hier eine klare Verschiebung ergeben. Die Euphorie für eine große Anzahl an Zinssenkungen, insbesondere in den USA, ist zuletzt deutlich zurückgekehrt.

Positionierung

Und was ist das Investment der Stunde? Hier bleiben die Magnificent 7der große Favorit bei den Profis. Immerhin 52 Prozent der Befragten sehen immer noch Nvidia, Meta und Co. als die Topinvestments an. Damit festigen diese Aktien ihre Rolle, die sie schon seit März 2023 innehaben. Allerdings lag noch vor zwei Monaten der Wert bei über 60 Prozent, so dass die Zuversicht in Bezug auf die Technologie-Aktien zuletzt auch etwas nachgelassen hat.

All diese Ergebnisse zeigen deutlich auf, dass die globalen Fondsmanager zwar positiv gestimmt sind, aber von einer Euphorie am Markt noch weit entfernt sind. Tatsächlich haben die Fondsmanager zuletzt die Positionierung in einigen Branchen deutlich erhöht. Dazu zählen vor allem defensive Branchen. Man kann so schon den Eindruck bekommen, dass die Fondsmanager etwas Risiko aus den Portfolios nehmen und insgesamt an den Kapitalmärkten etwas defensiver orientiert sind.

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