Israel - Werden alleine über Antwort auf Irans Angriff entscheiden

Reuters · Uhr

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Jerusalem/Kairo (Reuters) - Israels Ministerpräsident Benjamin Netanjahu hat nach Vermittlungsbemühungen Deutschlands und Großbritanniens klargemacht, dass sein Land Entscheidungen über seine Sicherheit selbst treffe.

Netanjahu dankte Deutschland und Großbritannien zwar für deren Unterstützung, um eine weitere Eskalation im Nahost-Konflikt zu verhindern. Er wolle aber "ganz deutlich sein - wir werden unsere eigenen Entscheidungen treffen und der Staat Israel wird alles Notwendige tun, um sich selbst zu verteidigen", betonte er nach einem Treffen mit Bundesaußenministerin Annalena Baerbock und dem britischen Ressortchef David Cameron in Tel Aviv am Mittwoch.

Baerbock erneuerte bei ihrem Besuch ihren Appell zur Zurückhaltung an alle Parteien. Dies habe sie bei ihren Gesprächen deutlich gemacht, sagte die Ministerin. "Israel gilt unsere volle Solidarität." Das Vorgehen Irans "wird nicht ohne weitere Konsequenzen bleiben". Aber: "Es müssen jetzt alle besonnen und verantwortungsvoll handeln." Damit meine sie nicht "klein Beigeben". Es gehe vielmehr um eine "kluge Zurückhaltung, die nichts weniger ist als Stärke". Israel und dessen Partner hätten einen Defensivsieg gegen den Iran errungen, diesen gelte es jetzt diplomatisch abzusichern.

Der Iran hatte in der Nacht zum Sonntag mehr als 300 Raketen und Drohnen auf Israel abgeschossen, die zu 99 Prozent abgefangen werden konnten. Israel wurde dabei von den USA, Großbritannien und Frankreich sowie Jordanien unterstützt. Der Iran erklärte, er habe mit seinem Vorgehen Vergeltung geübt für einen Israel zugeschriebenen Angriff auf sein Botschaftsgelände in der syrischen Hauptstadt Damaskus am 1. April. Dabei wurden sieben Offiziere der Revolutionsgarden getötet.

"SO WENIG WIE MÖGLICH ESKALIERT"

Das israelische Kriegskabinett berät seitdem kontinuierlich darüber, wie das Land auf den Angriff reagieren solle. Cameron sagte nach seinen Gesprächen in Israel, die Regierung habe sich klar dafür entschieden, den iranischen Angriff zu vergelten. "Wir hoffen, dass sie das in einer Art und Weise machen, mit der so wenig wie möglich eskaliert wird." Die westlichen Alliierten Israels fürchten, dass einem israelischen Gegenschlag erneut eine Antwort des Iran folgt mit unvorhersehbaren Folgen für die Region. Die Regierung in Teheran hat bereits angekündigt, auf einen Angriff Israels unmittelbar reagieren zu wollen.

Die Europäische Union erwägt als Reaktion auf den iranischen Angriff, bestehende Sanktionen auszuweiten. Der EU-Außenbeauftragte Josep Borrell sagte nach virtuellen Beratungen der Ressortchefs der 27 Mitgliedstaaten am Dienstagabend in Brüssel, er werde entsprechende Vorbereitungen in die Wege leiten. Cameron plädiert dafür, dass auch die G7-Staaten koordiniert Sanktionen gegen den Iran verhängen. Das Mullah-Regime müsse "eine klare und eindeutige Botschaft der G7 erhalten".

Die G7-Außenminister beraten am Donnerstag und Freitag auf der italienischen Mittelmeerinsel Capri. An dem Treffen nimmt auch Baerbock teil. Zur Gruppe der sieben wirtschaftsstärksten Demokratien gehören Deutschland, die USA, Kanada, Großbritannien, Frankreich, Italien und Japan.

(Bericht von James Mackenzie, Nidal al-Mughrabi und Alexander Ratz. Redigiert von Ralf Bode. Bei Rückfragen wenden Sie sich bitte an unsere Redaktion unter berlin.newsroom@thomsonreuters.com)

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