Kolumne

Und wenn die Zinsen einfach weiter steigen?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: giggix / Shutterstock.com

Aktuell ist die Einschätzung der Investment-Profis ganz klar: Wenn überhaupt, wird die US-Notenbank Fed noch einmal an der Zinsschraube drehen. Dann sind wir für einige Monate auf einem Zinsplateau, spätestens im zweiten Halbjahr 2024 werden die Zinsen wieder sinken. Und wenn die Zinsen entgegen der Einschätzung einfach weiter steigen? Genau diese Frage hat in dieser Woche Jamie Dimon aufgeworfen. 

Als Chef von JP Morgan Chase ist er einer der einflussreichsten Banker der Welt. Sein Wort hat nicht nur an der Wall Street Gewicht. Dimon ist bekannt für seine markanten Einschätzungen. Im Sommer erklärte er zur Schuldensituation in den USA.

Ich komme nicht über den Gedanken hinweg, dass wir das noch nie hatten. Wir hatten noch nie eine quantitative Lockerung wie diese, wir hatten noch nie eine quantitative Straffung. Ich denke, dass die Auswirkungen auf den Markt schwerwiegender sein könnten, als manche Leute denken.

Jamie Dimon (JP Morgan Chase)

Wenn also nun ein Experte vom Kaliber Dimons weiter steigende Zinse als Möglichkeit benennt, lohnt es wirklich genauer hinzuschauen. Seiner Einschätzung nach wäre ein Zinsanstieg in den USA von einem aktuellen Zinskorridor von 5,25 bis 5,5 Prozent auf maximal 7 Prozent sehr schmerzhaft – sogar sehr viel schmerzhafter als der zuletzt erlebte Anstieg von drei auf fünf Prozent.

In einem Interview mit der „Times of India“ erklärte Dimon: „Von null auf zwei Prozent zu gehen, war fast kein Anstieg. Der Sprung von null auf fünf Prozent hat einige überrascht, aber niemand hätte fünf Prozent für unwahrscheinlich gehalten.“

Tatsächlich spiegelt das die aktuelle Entwicklung bei den Leitzinsen in den USA sehr gut wider. Doch Dimon geht noch einen Schritt weiter, in dem er feststellt: „Ich bin mir nicht sicher, ob die Welt auf sieben Prozent Zinsen vorbereitet ist.“ 

Ist die Welt bereit für US-Zinsen von 7 Prozent? 

Schon vor einer Woche hatte sich Dimon zur weiteren Zinsentwicklung in den USA geäußert. Seiner Einschätzung nach werde die US-Notenbank die Zinsen in den kommenden Monaten wohl weiter anheben müssen, „um die hartnäckige Inflation einzudämmen.“ Genau das wird der entscheidende Faktor für die weitere Entwicklung der Zinsen in den kommenden Monaten sein. 

Nach dem massiven Rückgang der Inflationsdaten, sowohl in den USA als auch in der Euro-Zone, hat sich schon die Hoffnung auf dauerhaft niedrige Inflationsraten durchgesetzt. Doch die positiven Basiseffekte aus dem Vorjahr werden in den kommenden Monaten verschwinden. Es ist gut möglich, dass wir das Tief bei den Inflationsraten schon im August gesehen haben. 

Und wenn die Inflationsraten in den USA und der Euro-Zone weit vom Ziel der Zwei-Prozent-Marke verharren sollten, würde das den Druck auf die Notenbanken erhöhen die Zinsen doch noch weiter anzuheben. Damit bleibt das Szenario „Higher for longer“ für US-Zinsen möglich. Zuletzt hatte erst US-Notenbank-Chef Jerome Powell genau auf diesen Aspekt verwiesen. Vielleicht ist es also gar nicht so abwegig, dass die Zinsen sogar einfach weiter steigen… 

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