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IPO: Darum gehen Unternehmen an die Börse

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Ein Börsengang kostet Unternehmen viel Zeit und Geld. Auch Anleger brauchen Geduld, wenn sie schon beim Börsendebüt investieren.

Quelle: Onvista

Es ist der Tech-Börsengang des Jahres: Die japanische Softbank will ihr Tochterunternehmen, den britischen Chiphersteller Arm, im September an die US-Börse Nasdaq bringen. Das „Initial Public Offering“ (IPO) soll dem Mutterkonzern 6 bis 7 Milliarden US-Dollar einbringen – damit würde sich Arm unter die wertvollsten Tech-Börsengänge aller Zeiten einreihen. Rekordhalter unter den Tech-IPOs ist der chinesische Online-Konzern Alibaba, der beim Gang aufs Börsenparkett im Jahr 2014 stolze 25 Milliarden US-Dollar erlöste.

Nun hast du dich vielleicht schonmal gefragt: Warum gehen Unternehmen überhaupt an die Börse und wie funktioniert das? Ein Börsengang ermöglicht es Unternehmen in erster Linie, Eigenkapital an eine große Masse Menschen zu verkaufen. Dabei verkaufen sie in der Regel nicht ihre gesamten Anteile, sondern nur einen Teil davon. So behalten sie im Zweifel die Entscheidungsgewalt. Das macht auch die Softbank bei Arm: Sie will laut Medienberichten nur 10 Prozent ihrer Anteile an der Börse platzieren und die verbliebenen 90 Prozent selbst halten.

Für die Softbank ist der Börsengang ein Mittel, um Gewinne einzustreichen. Sie hatte Arm im Jahr 2016 für 32 Milliarden US-Dollar gekauft. Heute – getrieben vom KI-Boom – soll der Chiphersteller 60 bis 70 Milliarden US-Dollar wert sein. Gleichzeitig ist ein Börsengang ein gutes Werbemittel: Seit Wochen berichten Wirtschaftsmedien immer wieder über den geplanten IPO. Oft wollen Unternehmen mithilfe eines Börsengangs auch offene Schulden decken, ihren Wachstum oder eine Expansion finanzieren. Für Gründer oder Risikokapitalgeber ist ein Börsengang zudem ein Mittel zum Unternehmensexit: Sie können ihre bestehenden Unternehmensanteile reduzieren oder ganz verkaufen.

Ein Börsengang ist aufwändig und teuer

Trotzdem wagen nur wenige Unternehmen den Gang aufs Börsenparkett. Im zweiten Quartal dieses Jahres gab es weltweit (!) gerade mal 310 IPOs, zeigt eine aktuelle Studie der Beratungsgesellschaft EY. Das Emissionsvolumen betrug zusammen 39 Milliarden US-Dollar. Zum Vergleich: Allein in Deutschland existierten im Jahr 2021 rund drei Millionen steuerpflichtige Unternehmen.

Nun kann nicht jeder an die Börse, der will. In Deutschland beispielsweise brauchen Unternehmen unter anderem eine börsenfähige Rechtsform – sie müssen eine Aktiengesellschaft (AG), eine Kommanditgesellschaft auf Aktien (KGaA) oder eine Europäische Aktiengesellschaft (SE) sein. Außerdem müssen sie mindestens 1,25 Millionen Euro an Eigenkapital halten und davon 25 Prozent an der Börse anbieten. Zusätzlich müssen sie die sogenannte wirtschaftliche Reife vorweisen, also etwa ein kompetentes Managementteam und ein vielversprechendes Geschäftsmodell mit Zukunftsstrategie. Wer denkt, dass er alle Anforderungen erfüllt, kann eine Registrierungserklärung bei der zuständigen Wertpapierkommission einreichen. In Deutschland ist das die BaFin, in den USA die United States Securities and Exchange Commission (SEC).

Gibt die Aufsichtsbehörde grünes Licht, können Unternehmen eine oder mehrere Investmentbanken beauftragen, sie beim Börsengang zu unterstützen. Diese wiederum bewerten das Unternehmen und legen einen fairen Einführungskurs fest. Es folgt eine sogenannte Roadshow: Managementteam und Investmentbank besuchen Großinvestoren, um sie für den Börsengang zu gewinnen. Anschließend können diese Großinvestoren für größere Aktienpakete ein Gebot einreichen. Wenn danach alle Aktienpakete aufgeteilt sind, beginnt der Börsenhandel.

Dann erst können auch Privatanleger in die Aktien investieren. Wenn du direkt nach dem IPO dabei sein willst, musst du dich auf Kursschwankungen einstellen – häufig geht es bei den Kursen nämlich erstmal auf und ab. Deshalb solltest du dich vorher genau mit einem Unternehmen auseinandersetzen und überlegen, ob es auch langfristig gute Chancen am Markt hat. Selbst dann solltest du aber nur Geld investieren, auf das du im Zweifel auch verzichten könntest und niemals dein gesamtes Vermögen auf einen Einzeltitel setzen.

Gut zu wissen:

In Deutschland gab es im vergangenen Jahr nur einen Börsengang: Porsche. Der größte Börsengang Deutschlandweit war 1996 die Deutsche Telekom. Sie generierte 10 Milliarden Euro am ersten Handelstag.

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