Kolumne

Inflation sinkt wieder – aber der nächste Schub steht an

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Maxx-Studio/Shutterstock.com

Beim Blick in die USA fallen aktuell zwei Dinge auf: Die Rezession scheint auszufallen und die Inflation sinkt rapide ab. Es kann also nicht mehr lange dauern, bis Jerome Powell als Chef der US-Notenbank vor die Kameras treten wird und mit einem Victory-Zeichen den Kampf gegen die großen Gegner für siegreich beendet erklären wird.

Doch selbst wenn die US-Konjunktur wohl krisenresistenter ist als von den meisten Marktbeobachtern in diesem Jahr erwartet, besteht weiterhin die unsichere Entwicklung der Inflation.

Erst einmal zu den aktuellen Fakten: Im Jahresvergleich stieg die Inflationsrate in den USA im Juli um 3,2 Prozent an – nach 3 Prozent im Juni. Die Kerninflation legte im Monatsvergleich um 0,2 Prozent zu, und das war der zweite Anstieg in Folge.

Das ist aber nur eine Seite der Medaille. Nach Einschätzung vieler Experten bewegen wir uns seit Beginn der Corona-Krise in einem grundlegend anderen Umfeld. Nach Jahrzehnten mit desinflationären Entwicklungen – also Zeiten mit geringeren Inflationsraten, hat sich das Bild erneut gewandelt. Wir erleben eine Phase mit inflationären Entwicklungen, die noch immer nicht zu Ende ist. Dieser Trend wird uns voraussichtlich noch einige Jahre begleiten.

Die Rückkehr zu den sehr niedrigen Inflationsniveaus von 1 bis maximal 2 Prozent aus den Jahren nach der globalen Finanzkrise der Jahre 2008 / 2009 ist wohl erst einmal nicht mehr zu erreichen. Hierfür sind diverse Entwicklungen mitverantwortlich.

Energiekosten treiben die Inflation

An dieser Stelle möchte ich einen Aspekt etwas genauer vorstellen. Bei der Vorbereitung auf die nächsten Vorträge im Herbst erkannte ich, dass es noch zahlreiche weitere Faktoren gibt, die insgesamt für einen Trend mit steigenden Preisen sprechen und somit für einen erhöhten Inflationsdruck. Dieses umfangreiche Thema werde ich daher an dieser Stelle noch häufiger aufgreifen.

Stichwort Energie: In den ersten 20 Jahren nach der Jahrtausendwende war nicht nur immer ausreichend Energie verfügbar, sie war auch noch sehr günstig. Dazu trug die Ausbreitung von Erdgas, sowie der Fracking-Boom in den USA bei. Das Land entwickelte sich so zum größten Ölproduzenten der Welt. Im vergangenen Jahr erreichte die US-Ölproduktion, laut dem BP Statistical Review of World Energy, ein Niveau von über 16,5 Millionen Barrel pro Tag. Das entspricht etwa 18,5 Prozent der weltweiten Produktion.

Doch spätestens mit dem Beginn des Ukraine-Krieges hat sich gezeigt, dass die Energieversorgung nicht immer und jederzeit vollständig sicher ist. Wir alle müssen umdenken. Hinzu kommen die großen Herausforderungen durch die Dekarbonisierung unserer Wirtschaft im Zuge des Klimawandels.

Auf absehbare Zeit wird Energie teurer bleiben – egal was auf dem Weltmarkt passiert. Das zeigt der Blick auf den Kompensationspreis für eine Tonne CO2, der jetzt nach den Plänen der Bundesregierung bald auf 45 Euro ansteigen soll. Dadurch werden auch die Kosten für den Treibstoff an den Tankstellen weiter ansteigen und so die herkömmliche Mobilität mit den Millionen Benzin- und Dieselfahrzeugen belasten. Dieses Beispiel verdeutlicht bereits, aus welchen Richtungen der Inflationsdruck zunehmen wird.

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