Kolumne

Marktstimmung: Das Beste könnte schon hinter uns liegen

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: orhan akkurt/Shutterstock.com

Trotz vieler negativer Einflüsse ist die Stimmung an den Börsen weiterhin gut. Das zeigen auch die aktuellen Ergebnisse wichtiger Stimmungsumfragen bei den professionellen Investoren. Doch die dunklen Wolken am Horizont verziehen sich nicht. Speziell die Themen Zinsen und Inflation haben auch in der zweiten Jahreshälfte noch das Potenzial, massiv auf die Märkte einzuwirken.

Aber vorerst geht es ohne größere Korrekturen weiter an den Börsen. Der Mix der negativen Nachrichten wird weitgehend ausgeblendet – noch. So sind viele Wirtschaftsdaten zuletzt doch schwächer als erwartet ausgefallen.

Beispiel Einzelhandelsumsätze USA: Der Konsum ist in den Vereinigten Staaten die tragende Säule der Wirtschaft. Im Juni sind nun die Umsätze um 0,2 Prozent zum Vormonat angestiegen. Das liegt deutlich unter den Erwartungen. Zusätzlich lässt die Dynamik der Zuwächse klar nach. Für die nächsten Monate könnte somit der US-Konsum weiter an Schwung verlieren und so die gesamte Konjunktur belasten.

Fondsmanager: Mehrheit erwartet schwächere Konjunktur

Wie gehen in einem solchen Umfeld die Profis mit der Marktlage um? Darauf liefert die Fondsmanager Umfrage der Bank of America monatlich eine Antwort. Die Juli-Ausgabe hat dabei gleich drei bemerkenswerte Ergebnisse zu Tage gefördert:

1.     Immerhin 60 Prozent der befragten Fondsmanager erwarten auf Sicht der kommenden zwölf Monate ein schwächeres globales Wirtschaftswachstum.

2.     Die Erwartungen an die Unternehmensgewinne sind immer noch niedrig – doch haben sie das höchste Niveau seit Februar 2022 erreicht. So sollen die globalen Unternehmensgewinne immerhin um 0,5 Prozent zulegen.

3.     Die Cash-Level der Fondsmanager sind wieder leicht gestiegen von 5,1 auf jetzt 5,3 Prozent. Ein immerhin leichtes Signal für mehr Vorsicht bei den globalen Fondsmanagern.

Soweit der Blick auf die Einschätzungen der Profis. Den direkten Blick auf die Marktstimmung liefert der CNN Greed & Fear Index. Der ist zuletzt wieder über die Marke von 80 Punkten geklettert. Das signalisiert extreme Gier.

Nun werden die Finanzmärkte von den beiden Emotionen Greed (also Gier) und Fear (also Angst) angetrieben. Besonders spannend wird es immer dann, wenn die Stimmung massiv in eine der beiden Richtungen ausschlägt. Denn die Vergangenheit hat immer wieder gezeigt: Die nächste Trendwende ist dann nicht mehr weit.

Gier an den Märkten deutet Trendwende an

Bei einem so hohen Wert bezüglich der Gier an den Märkten, ist der Weg zur Trendwende wohl nicht mehr weit. Doch diese Signale muss man schon mit einer gewissen Vorsicht einsetzen. Als alleinige Erklärung für Marktbewegungen greifen die Stimmungsindizes wie eben der genannte CNN Greed & Fear Index zu kurz.

Zum Anzeigen von Tendenzen sind sie hingegen gut geeignet. Und daher werde ich an dieser Stelle regelmäßig einen Blick auf die Marktstimmung werfen. Welche Rolle die spielen kann, war in den vergangenen Monaten gut zu beobachten, als fundamentale Faktoren, die eigentlich negativ auf die Märkte wirken müssten, kaum eine Wirkung gezeigt haben.

Sowohl die immer noch hohe Inflation als auch das noch immer nicht erreichte Zinsplateau standen den Indizes beim Aufschwung in diesem Jahr nicht wirklich im Weg. Bei so viel Gier ist es also gut möglich, dass wir das Beste an den Märkten schon gesehen haben und die Trendwende bevorsteht.

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