Kolumne

Finanzmärkte: Das erwarten die Profis

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Things/Shutterstock.com

Die Profis bleiben vorsichtig – das ist ein Fazit der aktuellen monatlichen globalen Fondsmanager-Umfrage der Bank of America. Das deckt sich nicht wirklich mit der aktuellen Wahrnehmung an den Märkten. Hier notieren etliche Indizes nur knapp unter den Allzeithochs. Wie passt das zusammen? Bei etlichen Belastungsfaktoren deuten sich Entspannungen für die kommenden Monate an. So erwartet die große Mehrheit der Fondsmanager beispielsweise für das laufende Geschäftsjahr nur einen kleinen Rückgang bei den Gewinnen der Unternehmen. Das sah vor drei Monaten noch ganz anders aus.

Belastungen durch hohe Inflation und Zinsen lässt wohl nach

Gleichzeitig soll der Druck durch die fast schon historisch hohen Inflationsraten nachlassen. Auch hier hat es in den vergangenen drei Monaten eine deutliche Wende gegeben. 89 Prozent halten weiterhin überdurchschnittliche Inflationsraten in den kommenden 12 Monaten für wahrscheinlich. Also wird es daher wohl keine schnelle Rückkehr in den Bereich der Zwei-Prozent-Inflationsraten geben. Hinzu kommen mögliche Entlastungen auf der Zinsseite. Das gilt ganz besonders für die USA.

Dort ist erst einmal nach Ansicht der Experten das Ende des Zinszyklus erreicht. Zusätzlich erwartet die Mehrheit der Fondsmanager eine Rückkehr zu Zinssenkungen für das erste Quartal 2024. So weit sind wir in der Euro-Zone noch nicht. Hier hängen wir der Entwicklung in vielen Bereichen zumindest ein Quartal, wenn nicht sogar zwei Quartale hinterher. Dieser kleine Einblick in die aktuellen Umfrageergebnisse macht doch Hoffnung für die weitere Entwicklung. Aber das ist nur eine Seite der Medaille. Dreht man diese um, dann tauchen doch etliche Aspekte auf, die das Potenzial haben, die Märkte zumindest kurzfristig unter Druck zu setzen. Wie die Fonds-Profis diese Gefahren einschätzen, wird an der monatlichen Frage nach den größten Risiken deutlich.

So bleibt ihrer Ansicht nach eine globale Rezession weiterhin das größte Risiko. Jedoch ist der Wert hier von 35 Prozent im April auf jetzt 33 Prozent im Mai gesunken. Die Gefahren weiterhin hoher Inflationsraten und in der Folge restriktiver Notenbanken schätzen immerhin 29 Prozent der globalen Fondsmanager als Risiko ein – nach noch 34 Prozent im April. Das Risiko der Schuldenobergrenze in den USA taucht erstmals in der Risiko-Liste auf. Das wird jedoch nur von acht Prozent der Befragten als größtes Risiko eingestuft. Das deckt sich auch mit einer anderen Antwort. So erwarten immerhin 71 Prozent eine Lösung im Haushaltstreit in den USA. Das klingt nach einer klaren Sache. Allerdings waren im April sogar 80 Prozent der Befragten davon überzeugt.

Technische Korrektur an den Märkten voraus?

Insgesamt bleiben die Fondsprofis aber vorsichtig. Das lässt sich einmal mehr an den Cash-Leveln ablesen. Hier ist der Wert im Mai bei 5,5 Prozent geblieben. Doch die Tendenz bleibt hier ganz klar: Niveaus von mehr als fünf Prozent zeigen hier an, dass die Fondsprofis vorsichtiger bleiben. Vielleicht ist das genau der Ansatz auf Sicht der nächsten Wochen und Monate, denn nach dem bisherigen sehr positiven Jahresverlauf ist es auf jeden Fall einmal Zeit, dass die Märkte wieder Luft holen und so die Basis für einen stabilen weiteren Aufschwung nehmen.

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