Kolumne

Heiko Böhmer: Vor Ort in New York: Hohe Inflation und Bankenkrise hautnah erleben

Heiko Böhmer · Uhr (aktualisiert: Uhr)
Quelle: Heiko Böhmer in New York vor dem berühmten Wall-Street-Bullen.

New York war immer schon teuer – doch nach fünf Jahren reibt man sich verwundert die Augen über einige Alltagspreise. Gerade bei den Lebensmitteln hängt „The Big Apple“ uns in Deutschland meilenweit ab: Oder was halten Sie von einem Preis von 8 Dollar für 12 Eier? Das zeigt mir auf meinem Besuch nur eins ganz deutlich: Inflation ist ein globales Phänomen.

Seit knapp fünf Jahren war ich nicht mehr in New York. So viel verändert hat sich dort nicht – außer dem Preisniveau. Wie auch bei uns, sind viele Alltagspreise wirklich durch die Decke gegangen. Im Supermarkt musste ich doch bei einigen Dingen zwei Mal hinschauen: So fand ich 12 Eier für 8 Dollar oder eine große Flasche Kefir für 6 Dollar. In den Restaurants ein ähnliches Bild: In einer durchschnittlichen Sportsbar kostete ein Burger mit Pommes und zwei Bier 60 Dollar – und dann kommen noch die sehr offensiv eingeforderten 20 Prozent Trinkgeld mit dazu.

Nun sind persönliche Preiserlebnisse weit davon entfernt ein objektives Bild der Inflationsentwicklung in einem Land zu geben. Zudem wird die Inflationsrate immer nur auf einen Zeitraum von einem Jahr berechnet. Bei diesem kurzen Zeitraum haben wir zuletzt deutliche Preissteigerungen von insgesamt fast zehn Prozent in den USA erlebt. Das Hoch der Preissteigerungen liegt dabei wohl hinter uns. Doch selbst eine Inflationsrate von vier Prozent zeigt immer noch massive Preiszuwächse an – denn die Vergleichsbasis vor einem Jahr war schon deutlich erhöht.

Investoren sind doch sehr vorsichtig

Bei meinen Terminen in New York mit verschiedenen Investoren fiel mir auf, wie vorsichtig sie derzeit positioniert sind. Das Thema der kriselnden Regionalbanken schien bis vor wenigen Tagen klar unter Kontrolle. Doch wie so oft in solchen Marktphasen kommt es mit der Zeit zu einem Vertrauensverlust bei weiteren Banken und im schlimmsten Fall setzt so etwas eine Abwärtsspirale ein. Noch werden die strauchelnden Banken von Mitbewerbern übernommen – doch die Frage ist wirklich wie lange noch?

Ich bin wirklich gespannt, was Warren Buffett und auch Charlie Munger auf der Hauptversammlung von Berkshire Hathaway dazu sagen werden. Da werde ich an diesem Wochenende in Omaha vor Ort sein und direkt mit einem Video am Montag hier auf Onvista davon berichten. Munger hatte erst vor wenigen Tagen in einem Interview auf die Schieflage bei vielen Banken und auch Versicherungen hingewiesen.

Viele Gewerbeimmobilien stehen leer in New York

Doch zurück nach New York. Hier wurde auch ein anderer Problemsektor sichtbar: Die Gewerbeimmobilien. Da waren zum einen die leerstehenden Ladenlokale – auch in bevorzugten Lagen wie dem Oculus Shopping Center direkt am neuen World-Trade-Center-Komplex. Der ist zwar erst vor einigen Jahren fertiggestellt worden – aber jetzt sind viele Shops schon wieder leer.

Und die Bandbreite bei den Leerständen reicht hier vom Sushi-Imbiss bis zum Luxusuhrenhersteller aus der Schweiz. Unsichtbar sind hingegen in weiten Teilen die Leerstände bei den Büroimmobilien. Gerade bei Gebäuden die schon 20 oder 30 Jahre alt sind, haben alte Mieter die Flächen verkleinert und neue Mieter gibt es kaum. Die aufstrebenden Tech-Unternehmen wie Spotify oder Uber nehmen dann doch eher die schicken neuen Büros im World-Trade-Center-Komplex.

Nach New York steht jetzt Omaha im Bundesstaat Nebraska und die Hauptversammlung von Berkshire Hathaway auf meinem Reiseplan. Wir erleben turbulente Zeiten in der Wirtschaft und an den Börsen und es wird interessant sein zu hören, was Investoren mit so einem Erfahrungsschatz wie Warren Buffett und Charlie Munger zu sagen haben. Darauf werde ich in der kommenden Woche an dieser Stelle eingehen.

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