Heiko Böhmer: USA: Wann enden die Gewinnrückgänge der Unternehmen?

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Stuart Monk/Shutterstock.com

Die Gewinne der Unternehmen treiben die Kurse. Daher lohnt der Blick auf die Gewinnentwicklung. Das gilt besonders in Phasen wie derzeit, wo doch viele Herausforderungen die Unternehmen unter Druck setzen. Ob Inflation und die daraus folgenden hohen Lohnabschlüsse oder immer höhere regulatorische Anforderungen an viele Produktionsbetriebe – die Gewinnmargen kommen von verschiedenen Seiten unter Druck.

Das Schreckgespenst der Rezession ist zudem noch nicht verschwunden. Schon bald werden wir erfahren, wie die großen Volkswirtschaften das erste Quartal überstanden haben. Gleichzeitig läuft jetzt schon die Berichtssaison für das erste Quartal und genau darauf soll heute der Fokus liegen. Dabei sind die USA schon deutlich weiter fortgeschritten bei der Vorstellung der Bilanzdaten. In Europa geht die Berichtssaison erst in diesen Tagen so richtig los.

Was aber jetzt schon erkennbar ist: Die Gewinnrezession hat sich festgesetzt. Nun wird als Rezession ein Zeitraum bezeichnet, in dem in der Regel die Wirtschaftsleistung zwei Quartale in Folge sinkt. Das lässt sich auch auf die Gewinne beziehen. Wenn also zwei Quartale in Folge die Gewinne sinken, dann spricht man von einer Gewinnrezession.

Gewinn-Rezession setzt sich erst einmal fort

Genau das erleben wir in diesen Tagen in den USA. So sind im vierten Quartal 2022 die Gewinne schon um 3,2 Prozent gesunken. Als Basis dient hier mit dem S&P 500-Index der maßgebliche Index für die USA, weil er eine deutlich größere Gruppe an Unternehmen widerspiegelt als der eng gefasste Dow-Jones-Index mit seinen nur 30 Indexmitgliedern. Daher schaue ich bei der Betrachtung der europäischen Gewinnentwicklung auch auf den Stoxx600-Index und nicht auf den EuroStoxx50. Je größer die Basis, desto klarer die Aussage bezogen auf die Gewinnentwicklung.

Für die USA ist nun der deutliche Rückgang bei den Gewinnen erkennbar: Nach einem Minus von 3,2 Prozent im vierten Quartal 2022 soll es jetzt um 4,7 Prozent nach unten gehen mit den Gewinnen. Der Trend soll sich im zweiten Quartal des laufenden Jahres fortsetzen, bevor es dann im dritten Quartal wohl wieder zu steigenden Gewinnen kommt. Bei diesen deutlichen Schwankungen sollen die Jahresgewinne für 2023 beim S&P 500-Index immerhin noch um 0,7 Prozent steigen. Das alles sind die aktuellen Schätzungen der Wall Street, die von dem Datenanbieter Refinitiv zusammengetragen werden

Quelle: Shareholder Value

Nach dem aktuellen Blick in die USA werde ich an dieser Stelle demnächst genauer auf die Gewinnsituation in Europa eingehen – denn bis zum nächsten Termin dieser Kolumne haben doch schon etliche maßgebliche europäische Konzerne ihre aktuellen Geschäftszahlen vorgelegt. Nur so viel vorweg: In Europa ist die Gewinnrezession etwas verschoben und es ist gut möglich, dass die Trendwende dann erst im ersten Quartal 2024 einsetzen wird.

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