Heiko Böhmer: Börsen-Stimmung: Pessimismus macht sich breit

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Rawpixel.com

Die Börsen sind derzeit positiv gestimmt, aber es gibt Anzeichen dafür, dass viele Investoren skeptisch sind. Der kommende Monat Mai gilt oft als Zeit für Trendwenden. Und auch wenn die alte Börsenregel „Sell in may and go away“ eigentlich keine allgemeine Gültigkeit mehr hat, dreht sich der aktuelle Investmentblog um die Ergebnisse der April-Ausgabe des Global Fund Manager Survey, einer Umfrage der Bank of America, die das Stimmungsbild von Fondsmanagern weltweit widerspiegelt.

Trotz der zuletzt wieder guten Entwicklung an den Börsen sind auch die globalen Fondsmanager aktuell pessimistisch eingestellt. Die Turbulenzen der Banken im März haben Spuren hinterlassen. Aktuell erwarten 63 Prozent der Fondsmanager eine schwächere wirtschaftliche Entwicklung. Das sind immerhin 13 Prozent mehr als noch im Monat zuvor und das bedeutet den schwächsten Stand seit Dezember 2022.

Was die Inflation betrifft, sind sich die Fondsmanager einig: 84 Prozent erwarten einen Rückgang der Preissteigerungen. Interessant ist auch die monatliche Frage nach den Zinserwartungen: Aktuell gehen die 35 Prozent der Fondsmanager von einer Zinssenkung im ersten Quartal 2024 aus, während 28 Prozent diesen Schritt bereits im vierten Quartal 2023 erwarten. Nur 14 Prozent glauben an eine noch frühere erste Zinssenkung im dritten Quartal dieses Jahres und 10 Prozent sehen die Trendwende bei den Zinsen erst im zweiten Quartal 2024. Das bedeutet, dass den Erwartungen nach, die Zinsen vorerst auf einem Niveau von etwa fünf Prozent in den USA bleiben könnten.

Hohes Risiko einer globalen Rezession

Welche Folgen das höhere Zinsumfeld haben könnte, haben unlängst die Pleiten im Bankensektor gezeigt. Tatsächlich sehen die Fondsmanager weitere Probleme im Bankengeschäft, mit einer Kreditklemme und einer daraus folgenden globalen Rezession, als das größte Risiko der Finanzmärkte an (35 Prozent). Ganz knapp dahinter mit 34 Prozent folgt dann aber schon das Risiko weiterhin hoher Inflationsraten und einer zu restriktiven Zinspolitik der Notenbanken. Noch vor einem Monat war hingegen ein weiterer Bankenzusammenbruch das mit Abstand größte Risiko. Die Furcht davor ist in den vergangenen Wochen deutlich gesunken und so rangiert dieses Risiko mit 16 Prozent nur noch auf dem dritten Rang. Noch dahinter folgen die geopolitischen Risiken mit ihrem negativen Potenzial für die Finanzmärkte. Das schätzen nur noch 11 Prozent der Fondsmanager als Risiko ein.

Eine wichtige Kennziffer zur Risikoeinschätzung der Fondsmanager sind die Cash-Level. Mit 5,5 Prozent hat es hier im Vergleich zum Vormonat keine Veränderung gegeben. Aus der Erfahrung heraus sind Cashbestände von fünf Prozent und mehr eigentlich ein taktisches Kaufsignal an den Märkten. Doch dieses Signal besteht nun schon seit November 2021 – und damit seit 17 Monaten. Wer zu dem Zeitpunkt in den Markt eingestiegen ist, hat eine schwere Zeit mit deutlichen Verlusten erlebt. Hier ist einmal mehr erkennbar, wie schwierig es ist, solche Signale tatsächlich für die Steuerung der Aktienquote einzusetzen.

Insgesamt zeigt die Umfrage: Die Profis bleiben vorsichtig und von einer euphorischen Stimmung an den Börsen sind wir weit entfernt.

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