Kolumne

Ihr Vermögen schmilzt zusammen – und das jeden Tag

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: stockwerk-fotodesign/Shutterstock.com

Oft kommt es doch anders als man denkt. Stichwort Inflation. Vor drei Monaten waren sich noch alle einig, dass die Inflation nur sinken kann. Ganz ehrlich: Ich gehörte auch in dieses Lager. Doch mittlerweile sieht es anders aus. Die Inflation bleibt hartnäckig oben. Ob in den USA, in Deutschland oder vielen weiteren europäischen Ländern wie Österreich. Und das hat massive Folgen für Investoren.

Ich habe an dieser Stelle Österreich als Beispiel gewählt, weil ich in dieser Woche für einige Tage in Wien war. Dort fand der Fondsprofessionell-Kongress statt und ich hatte die Chance mit vielen österreichischen Investoren ins Gespräch zu kommen. Tatsächlich ist das Thema Inflation dort sehr präsent. Kein Wunder, denn die Inflationsrate ist noch einmal höher als bei uns in Deutschland. Zuletzt sind besonders die Preise für Lebensmittel noch einmal deutlich angestiegen – im Vergleich zum Vorjahr stiegen in Deutschland die Preise allein im Februar um annähernd 22 Prozent. Das ist somit der steilste Anstieg in diesem Segment seit den frühen 1990er Jahren.

In Österreich ist die Inflation noch höher

Diese höhere Inflation wiederum bedeutet eine noch höhere negative Realrendite. Die aktuellen Werte sind in der folgenden Abbildung zu sehen. In Österreich ist so die Realrendite auf minus acht Prozent abgerutscht. Dieser hohe Wert ergibt sich, wenn man von der Rendite einer risikofreien zehnjährigen österreichischen Staatsanleihe die aktuelle Inflationsrate abzieht. Das Ergebnis zeigt die reale Rendite für Investoren an. In den USA hat sich die Lage zuletzt verbessert – doch auch dort notiert die Realrendite noch bei annähernd minus drei Prozent.

Quelle: shareholdervalue

Diese Kennzahl ist extrem wichtig für die Wahl der Anlageklasse, denn das erste Ziel sollte es für Investoren sein, die Lücke bis zur Nulllinie zumindest zu schließen. So wird das eigene Vermögen zumindest erhalten und nicht von der Inflation aufgezerrt. Besser noch wäre es natürlich, eine positive Realrendite zu erzielen. Das ist aber heute nur mit einer Anlageklasse gut möglich: Mit Aktien. In Deutschland ist die negative Realrendite zuletzt wieder etwas angestiegen. Dennoch bleibt unterm Strich auch bei uns ein Wert von aktuell -4 Prozent. Und das ist immer noch ein enttäuschender Wert. Investoren, die das eigene Kapital nur auf dem Girokonto halten, verlieren jeden einzelnen Tag Geld. Die hohe Inflation sorgt hier für einen stetigen Kapitalverlust.

Tagesgeld und Anleiherenditen reichen hier nicht aus – Aktien bleiben die erste Wahl 

Da helfen auch die zwei Prozent Zinsen auf Tagesgeld nicht wirklich weiter. Solche Angebote sind derzeit wieder in einigen Anzeigen zu sehen. Im Grunde sind es nur Lockangebote für risikoscheue Anleger, die aber die Notwendigkeit von höheren Renditen allein zum Ausgleich der Inflation noch nicht durchdrungen haben. Tatsächlich haben auf dem Fondskongress in Wien etliche Unternehmen wieder die Werbetrommel für Anleihenfonds gerührt. Doch nachhaltige Renditen mit Anleihen von sechs Prozent und mehr sind doch wirklich schwer umzusetzen. Unserer Einschätzung nach gilt weiterhin: Acht Prozent und mehr Rendite pro Jahr können Investoren nur mit gut selektierten Aktienportfolios erreichen.

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