Heiko Böhmer: Börse ist nicht einfach – aber es gelten simple Regeln

Heiko Böhmer · Uhr
Quelle: Rodrigo Garrido/Shutterstock.com

Was für ein Start ins neue Börsenjahr: Nach rund zwei Handelswochen hatten die Indizes in Europa 7 Prozent und mehr zugelegt. In Zeiten reduzierter Erwartungen an die Kapitalmärkte würde das an sich schon für eine moderate Jahresrendite reichen. Ärgerlich nur, dass noch mehr als 340 Tage in diesem Jahr vor uns liegen. Würde es einfach so weitergehen, wäre es doch sehr einfach für Investoren. Nun ist es nicht einfach an der Börse – doch wer einige simple Regeln befolgt, kann die Chancen auf stabile Erträge deutlich steigern.

Zunächst zeigt schon der Blick auf das lineare Fortschreiben von Entwicklungen, dass die Börsenentwicklung oft nicht gradlinig verläuft. Ein ehemaliger Kollege hat das in seiner Anfangszeit (und das sei ihm zugutegehalten) einmal wie folgt formuliert: „Im ersten Quartal haben die großen Indizes zwischen 18 und 20 Prozent zugelegt. Setzt sich diese Entwicklung im Rest des Jahres fort, dann sind Jahresrenditen von bis zu 80 Prozent möglich.“

Verluste aufzuholen ist extrem schwierig

Mathematisch ist diese Rechnung korrekt: Vier Quartale mit einem Zuwachs von 20 Prozent ergeben ohne Frage eine Jahresrendite von 80 Prozent. Doch so funktionieren die Börsen nicht in der Realität. Hier sind langfristige Durchschnittsrenditen ein gutes Maß, um das Potenzial der Aktienmärkte realistisch einschätzen zu können.

Genau dafür ist auch der Jahresanfang wieder sehr gut geeignet, denn dann liegen die Performance-Kennzahlen für viele Märkte und einzelne Anlageklassen vor. Und tatsächlich war hier 2022 ein besonderes Jahr. Darauf habe ich in den vergangenen Wochen immer wieder hingewiesen.

Bei den maßgeblichen Anlageklassen – ob Aktien, Anleihen, Gold oder auch Bitcoin - dominierten im vergangenen Jahr die Minuszeichen. Teilweise brachen die Kurse im Kalenderjahr 2022 um mehr als zwei Drittel ein. Der einstige E-Mobilitäts-Highflyer Tesla oder auch etliche Kryptowährungen wie eben Bitcoin sind Beispiele dafür. Für die Praxis bedeutet das: Hat eine Aktie beispielsweise zwei Drittel an Wert verloren muss sie um rund 200 Prozent steigen, nur um das Ausgangsniveau wieder zu erreichen.

Wer erfolgreich sein will an der Börse braucht Geduld

Der Blick auf die durchschnittlichen Jahresrenditen liefert aber ein wirklich positives Bild: US-Aktien haben seit 1926 bis Ende 2021 eine Jahresrendite von rund 10,4 Prozent gemessen am S&P 500 Index gebracht. Da kann der DAX nicht ganz mithalten: Seit dem Start der Berechnung durch die Deutsche Börse 1980 hat der deutsche Leitindex bis Ende 2022 eine durchschnittliche Jahresrendite von 7,8 Prozent erzielt. Das ist tatsächlich ein durchschnittlicher Wert für Aktienmarktrenditen

Doch nehmen wir die 10,4 Prozent aus den USA: Mit einer solchen Jahresrendite verdoppelt sich das eingesetzte Vermögen in etwas mehr als sieben Jahren. Und hier wird eine entscheidende Tatsache deutlich in Bezug auf die Aktienmärkte: Investoren sollten Zeit mitbringen, dann steigen die Chancen auf überdurchschnittliche Jahresrenditen deutlich an.

Und statistisch spricht im Übrigen viel für ein positives Börsenjahr 2023: Zwei Verlustjahre sind bei den maßgeblichen Indizes äußerst selten. Zuletzt gab es das nach dem Platzen der New Economy Blase mit den Jahren 2000 und 2002. Die Krisen danach zeigten sich immer nur mit einem Verlustjahr an den Börsen.

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